Mentoring-Erfolge sichtbar machen.

Es ist anerkennenswert und so wertvoll, wenn Frauen andere Frauen unterstützten. Unser Beiratsmitglied Dr. Hannah König begleitete die HAW-Studentin Nane Denker im Mentoring-Programm der HAW, teilte mit ihr ihre Erfahrungen und ihr Wissen, gab ihr wertvolle Feedbacks und ermutigte sie in ihrer persönlichen Weiterentwicklung. Darüber sollte berichtet werden, befanden die Projektleiterin des Mentoring-Programms Friederike Eickhoff und ich, und interviewten das Mentoring-Tandem Dr. Hannah König, Leiterin Wind- und maritime Technik der EnBW Energie Baden-Württemberg AG in der Niederlassung Hamburg und Nane Denker, Studentin des Masterstudiengangs „Nachhaltige Energiesysteme im Maschinenbau“ an der HAW Hamburg, interviewt.
Was dabei alles Spannendes herauskam und warum Mentoring ein toller Ansatz für die berufliche und persönliche Weiterentwicklung ist, lesen Sie hier.

Pro Exzellenzia: Liebe Frau Dr. König, was hat Sie dazu bewogen sich ehrenamtlich als Mentorin im Mentoring-Programm der HAW zu engagieren?

Dr. König: Ich habe in meiner persönlichen Entwicklung immer sehr von Feedback und Erfahrungen anderer Kollegen – ja, es waren vor allem Männer – profitiert. Auch wenn ich nie offiziell Mentee von jemandem war, so habe ich mir ein Netzwerk von interessanten Menschen aufgebaut und sie mitunter zu bestimmten Themen um ihre Meinung gebeten. Das gebe ich nun gern zurück, zumal ich vorher bereits erleben durfte, dass ein solcher Austausch wechselseitig befruchtend und wertvoll sein kann.

Pro Exzellenzia: Welche Herausforderungen sehen sich Hochschulabsolventinnen wie Frau Denker beim Berufseinstieg in einem technischen Feld mit zahlreichen männlichen Kollegen gegenüber?

Dr. König: Zunächst mal sind es die gleichen Herausforderungen, denen auch ihre männlichen Kollegen gegenüberstehen: Natürlich das praktische Anwenden des theoretisch Gelernten, aber vor allem, ein Unternehmen mit seinen Regeln und Strukturen kennenzulernen und einen Platz darin zu finden. Dabei geht es auch darum, die eigenen Wünsche und Erwartungen mit denen des Arbeitgebers und der Kollegen in Einklang zu bringen. Ich erlebe es nur noch ganz selten, dass Frauen hier anders begegnet wird als Männern. Unser Arbeitsfeld ist stark kompetenzbetont, und letztlich hat eine Absolventin eines MINT-Studiums ja bereits eine gewisse Kompetenz bewiesen.

Pro Exzellenzia: Inwiefern leistet das Mentoring-Programm hierbei Hilfestellungen?

Dr. König: Ich wünsche mir, dass das Mentoring dabei hilft, unbefangener an den Berufseinstieg heranzugehen, gerade im Hinblick auf die Geschlechterfrage. Wir dürfen selbst keine vermeintlichen Hürden im Kopf aufbauen. Anders formuliert: Wenn ich ständig darauf fokussiert bin, mich „als Frau“ zu behaupten, komme ich nicht dazu meine eigentliche Arbeit zu machen.

Pro Exzellenzia: Welche Tipps würden Sie Frauen mit auf den Weg in die MINT-Berufswelt geben?

Dr. König: Konzentriert euch auf eure Stärken und macht einen guten Job. Seid selbstbewusst und fordert, was euch zusteht. Und vor allem: vernetzt euch! Sucht den Austausch mit unterschiedlichen Menschen, die euch unterschiedliche Perspektiven vermitteln können.

Pro Exzellenzia: Vielen Dank.

Pro Exzellenzia: Liebe Frau Denker, was hat Sie dazu bewogen am Mentoringprogramm der HAW Hamburg als Mentee teilzunehmen?

Nane Denker: Da ich zwischen meinem Bachelor- und Masterstudium bereits 2,5 Jahre im Bereich offshore Wind gearbeitet habe, konnte ich bereits in der Praxis den Wert und die Entwicklungsmöglichkeiten durch die Unterstützung eines Mentors/Mentorin kennen lernen. Für mich war somit weniger die Frage nach dem ersten Berufseinstieg als meine weitere Entwicklung nach dem Master ein wichtiges Thema. Insbesondere die Reflektion meiner Stärken und Schwächen, eine fachliche, außenstehende Meinung über geeignete Stellen und auch Möglichkeiten zur Entwicklung zur Führungskraft standen für mich im Mittelpunkt. All dies sind Punkte, die im gewöhnlichen Angebot der Universitäten wenig behandelt werden.

Ich finde das Mentoring Programm der HAW Hamburg bietet die außergewöhnliche Möglichkeit von einem solchen Mentoring bereits sehr früh in der Laufbahn der Studenten/Studentinnen. Somit können diese von den Erfahrungen der Mentoren/Mentorinnen profitieren bevor sie selbst ins Berufsleben eintreten.

Pro Exzellenzia: Welche Aspekte, Tipps und Ratschläge waren für Sie aus dem Mentoring mit Frau Dr. König besonders hilfreich?

Nane Denker: Das umfangreichste und für mich bedeutendste Thema in unseren Treffen war letztendlich meine Persönlichkeit, was unter anderem Selbstbild, Auftreten und auch Wünsche umfasst. Ich konnte sehr von Hannahs persönlichen Erfahrungen und ihrer Einschätzung von mir und Feedback für mich profitieren. Sie hat mir „einen Spiegel vorgehalten“ und mir einige Aspekte von mir bewusstgemacht, die mir neu waren. Ich denke, dass dieses Wissen über die eigene Wohlfühlzone und Stärken hilfreich ist, um anschließend den beruflichen Werdegang zu gestalten und die Stärken nutzen zu können. Zudem ist Hannah für mich ein großes Vorbild und es ist großartig zu sehen, was sie alles geschafft hat und sich hier und da ein paar ganz praktische Tipps zu holen, wie sie mit bestimmten Situationen umgeht.

Pro Exzellenzia: Als Absolventin eines technischen Studiengangs befinden Sie sich im Berufsleben in einem männlich dominierten Arbeitsbereich. Wie bereiten Sie sich auf die damit verbundenen geschlechtsspezifischen Herausforderungen in Bezug auf den Einstieg ins Berufsleben vor?

Nane Denker: Zunächst einmal ist nicht nur der Arbeitsbereich, sondern auch das Studium männlich dominiert, entsprechend ist das zum Arbeitsleben hin keine so große Umstellung mehr. Außerdem arbeite ich auch gern mit Männern zusammen. Für mich war hinsichtlich meiner zukünftigen Entwicklung eher die Frage von Frauen in Führungspositionen bzw. auf dem Weg dahin relevant. Hierbei ging es mir um mich als Person und welche Kompetenzen ich hierfür entwickeln muss. Ich denke, dass Frauen gute Führungskräfte sein können und auch zunehmend als solche respektiert werden. Hannah hat mir hier sehr weitergeholfen. Aus ihrer Erfahrung als Führungskraft hat sie mir erklärt worum es bei guter Personalführung geht und was man dazu braucht. Außerdem hat sie die Wichtigkeit vom Netzwerken betont und mir hierfür einige Tipps gegeben. Ich denke die beste Vorbereitung ist es sich realistisch mit den Herausforderungen auseinander zu setzen, die eigenen Stärken einbringen zu können und davon überzeugt zu sein, dass man den Aufgaben gewachsen ist.

Pro Exzellenzia: Welche Kompetenzen konnten Sie sich bereits hierfür im Mentoring-Programm aneignen?

Nane Denker: Die Diskussion und Auseinandersetzung mit den oben genannten Themen haben mir bereits deutlich mehr Klarheit gebracht, bezüglich was mich erwartet und wie ich meine Fähigkeiten sinnvoll einsetzen kann. Außerdem habe ich durch Hannahs Feedback viel über mich selbst gelernt – was für mich tatsächlich der größte Mehrwert aus dem Mentoring-Programm ist.

Pro Exzellenzia: Vielen Dank und Ihnen beiden weiterhin viel Erfolg auf Ihren Karrierewegen!

Weitere Informationen über „Mentoring im Berufsübergang – Gender & Diversität als Potenzial“ an der HAW Hamburg

  • Initiiert von Prof. Dr. Monika Bessenrodt-Weberpals, Vizepräsidentin für Studium und Lehre sowie Gleichstellung der HAW Hamburg, Beiratsvorsitzende bei Pro Exzellenzia 4.0
  • Leitung: Friederike Eickhoff; Koordination: Tanja Böhm
  • Zielgruppe: HAW-Studierende am Ende des Studiums sowie Absolvent*innen bis 1 Jahr nach Studienende
  • Vermittlung einer fachlich und persönlich passenden Person als ehrenamtlich tätige Mentor*in
  • Laufzeit 1 Jahr
  • Rahmenprogramm für Mentees mit Workshops (Potenzialanalyse, Gender & Diversity im Beruf, Rassismus-Sensibilisierung) sowie regelmäßige Themenabende zur Vernetzung; feierliche Auftakt/Abschlussveranstaltung
  • haw-hamburg.de/mentoring
Das Projekt Pro Exzellenzia plus wird von der Europäischen Union und von der Freien und Hansestadt Hamburg (FHH) finanziert. Die Förderlaufzeit von Pro Exzellenzia plus ist vom 01.04.2021 bis 31.12.2024. Projektträger ist Hamburg Innovation GmbH.
Europäischer Sozialfonds
Stadt Hamburg