Auf dem Senatsempfang anlässlich des internationalen Frauentages hatte ich das Glück mit der Historikerin und ehemaligen stellvertretenden Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung ins Gespräch zu kommen. Dr. Rita Bake ist eine Frau, die bewegt!
In dem nachfolgenden Gastbeitrag informiert und begeistert Dr. Bake für das einmalige Projekt „Garten der Frauen“, das sie ins Leben gerufen hat. Ich sage nur: Ich war schon dort. Ein Besuch lohnt sich!
Der Verein „Garten der Frauen“ hat sich zum Ziel gesetzt, dass die Leistungen von Frauen im gesellschaftlichen Gedächtnis bleiben. Seit dem 1. Juli 2001 gibt es deshalb auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg das europaweit einmalige Projekt „Garten der Frauen“. Er ist ein Ort der Erinnerung an bedeutende Frauen Hamburgs, bei denen die Nutzungsdauer ihrer Grabstätten auf dem Ohlsdorfer Friedhof bereits abgelaufen ist und niemand für die Kosten der Verlängerung aufkommt. Damit diese Frauen nicht in Vergessenheit geraten, werden ihre Grabsteine in den Garten der Frauen verlegt. Sind Grabsteine bereits entsorgt worden, werden für bedeutende Frauen im Garten der Frauen Erinnerungssteine in Form einer Spirale – als Symbol für den Kreislauf des Lebens – aufgestellt.
Im Garten der Frauen lernen Sie als Besucher*innen Frauen kennen, die sich politisch engagierten, für Frauenrechte einsetzten, im humanitären Sinne pädagogisch tätig waren, ihr künstlerisches Talent entfalteten, durch ihre Energie und ihren Einsatz Ungewöhnliches leisteten, sich wohltätig betätigten oder während der NS-Zeit im Widerstand kämpften. Zurzeit befinden sich im Garten 68 historische Grabsteine bedeutender Frauen. Auf Aluminiumtafeln, die in mehreren „Geschichtsbüchern“ auf Ständern aufgestellt sind, sind die Lebensgeschichten der Frauen nachzulesen.
Der Garten der Frauen ist aber nicht nur eine museale Gedenkstätte. Hier können sich auch Frauen bestatten lassen. Mit dem Erwerb einer Grabstelle treten sie als Mäzeninnen für den Erhalt der historischen Grabsteine auf. Gleichzeitig wird mit diesem Angebot der Gemeinschaftsgrabstätten im Garten der Frauen dem Prinzip der jahrhundertealten Tradition der Genossenschaftsgrabanlagen gefolgt. So kommt der Verein neben der Pflege für die Gedenkstätte auch für die Grabpflege auf.
Dieses Konzept von einem Ort für Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof, der sowohl einen musealen als auch einen Bereich für Beisetzungen hat, macht es möglich, dass Frauengeschichte kontinuierlich fortgeschrieben werden kann. Der Garten der Frauen will erinnern, nicht vergessen. Hinter dem Anliegen steckt politisches, soziales, frauenhistorisches Engagement.
Nehmen Sie sich die Zeit und besuchen Sie den Garten der Frauen! In den Sommermonaten werden sonntägliche Führungen angeboten, aber auch sonst steht der Garten der Frauen für einen Spaziergang offen.
Dr. Rita Bake steht gerne als Ansprechpartnerin zur Verfügung. Termine für Rundführungen und weitere Informationen über das Projekt finden Sie unter www.garten-der-frauen.de.