„Geld regiert die Forschungswelt“, so titelte unser zweites Lunchmeeting in diesem Jahr, zu dem wir am 28.11.2018 mit der Gleichstellung der Fakultät Geisteswissenschaften der UHH einluden. Drittmittelakquise ist für (Nachwuchs-)Wissenschaftler*innen zu einem zentralen Thema geworden, da wissenschaftliche Karrieren zunehmend auf der erfolgreichen Einwerbung von Forschungsgeldern aufbauen. Sie zählt inzwischen zur Grundvoraussetzung für die Bewerbung auf und die Bekleidung von Professuren. Doch auch strukturell in geringem Umfang vorhandene Post-Doc-Stellen stellen Nachwuchswissenschaftler*innen vor die Herausforderung, ihre Stellen selbst einzuwerben.
Das Handwerkszeug für die Einwerbung von Drittmitteln stellt somit einen wichtigen Bestandteil der wissenschaftlichen Laufbahn dar und zählt zur ausgewiesenen Expertise von Wissenschaftler*innen. Umso wichtiger erscheint es, sich zu einem frühen Zeitpunkt der wissenschaftlichen Karriere das entsprechende Knowhow anzueignen.
Dass der Bedarf an Hintergrundwissen zu diesem Themenfeld groß ist, zeigte sich an der ausgebuchten Veranstaltung. Professorin Dr. Sabine Kienitz, Gleichstellungsbeauftragte der Fakultät Geisteswissenschaften der UHH, verdeutlichte einleitend anhand von Eckpunkten die Relevanz der Drittmitteleinwerbung und moderierte durch die Veranstaltung.
Die mit geballter Expertise zum Thema ausgestattete Expert*innenrunde gab in ihren Kurzbeiträgen wichtige Einblicke und Informationen über mögliche Förderformate sowie über Wege und Strategien einer erfolgreichen Antragstellung.
Dr. Imke Franzmeier, Programmleiterin der Abteilung Wissenschaft & Hochschule der Claussen-Simon-Stiftung, verdeutlichte, dass neben den Hard Facts – wie einem fachlich hervorragenden Exposé, Auslandserfahrungen und Publikationen – die Ziele & Visionen sowie ein selbstbewusstes Auftreten der Bewerber*innen ausschlaggebend für den Erfolg sind. In diesem Punkt, so Dr. Imke Franzmeier, existierten deutliche Geschlechterunterschiede. Frauen seien, so ihre Erfahrung, zu selbstkritisch und würden hinsichtlich ihrer Ziele häufiger als männliche Bewerber undifferenziert auftreten. Die eigenen Visionen und Ziele im Bewerbungsschreiben selbstbewusst und klar zu formulieren, sich mit den fachlichen Expertisen der Jury-Mitglieder zu befassen sowie Unterstützer*innen ins Boot zu holen, zählen zu den Erfolgsfaktoren.
Dr. Elisabeth Hettig, die stellvertretende Leiterin vom Referat Nachwuchsförderung der UHH, führte in das umfassende Angebot für Postdocs an der UHH ein. Das Beratungsangebot zielt auf die nationale Forschungsförderung (DFG, BMBF, VW etc.) ab. Nachwuchswissenschaftler*innen der UHH können sich beraten lassen, welche Forschungsformate zu ihrer beruflichen Phase passen. Darüber hinaus bietet das Referat eine umfangreiche Begleitung bei der Antragstellung an. Voraussetzungen auf dem Weg zur Professur sind, so Dr. Elisabeth Hettig, Lehrerfahrungen, erfolgreiche Drittmitteleinwerbung, Publikationen sowie internationale Erfahrungen.
Auf eine idealtypische wissenschaftliche Biografie, wie sie in diesem Zusammenhang von Dr. Hettig beschrieben wurde, kann Dr. Leena Crasemann vom Kunstgeschichtlichen Seminar zurückblicken. Sie beschrieb sehr persönlich, wie in ihrer wissenschaftlichen Karriere auf eine erfolgreiche Drittmittelantragstellung die nächste folgte. Dabei wies sie auch auf kritische Aspekte hin. Dazu zählen die zeitlichen Überschneidungen zwischen Auslauf einer wissenschaftlichen Drittmittelstelle und Neubeantragung eines neuen Forschungsvorhabens. Für diese Phasen brauche es einen konstruktiven Umgang, etwa wenn ein Drittmittelantrag nicht bewilligt wird. Es sei vor allen Dingen wichtig, mit den anderen Antragstellenden nicht in Konkurrenz zu gehen, sondern sich gegenseitig zu unterstützen.
Die Universitätsprofessorin vom Institut für Historische Musikwissenschaften, Professorin Dr. Ivana Rentsch, hielt abschließend ein Plädoyer für die Inhalte. Nur mit dem persönlichen Brennen für die wissenschaftlichen Inhalte sei der Weg prekärer Beschäftigungsverhältnisse in der Wissenschaft gangbar. Anhand einer biografischen Erfahrung, die sie mit großem Humor vortrug, machte sie deutlich, warum und wie die eigenen wissenschaftlichen Inhalte für die Auswahlkommissionsmitglieder, die in der Regel anderen Fachbereichen angehörten, zu übersetzen seien. Denn diese von dem eigenen Forschungsvorhaben zu überzeugen, zählt zu einer zentralen Expertise für die erfolgreiche Drittmittelantragstellung. Ihr Rat an das interessierte Publikum lautet deshalb: Vertreter*innen anderer Fachbereiche abholen, indem Fachfremden die eigenen Inhalte vermittelt werden und sie sich eingebunden fühlen.
Im Anschluss an das Expert*innen-Podium gab es bei Fingerfood und Getränken die Möglichkeit, mit den Expert*innen ins Gespräch zu gehen und individuelle Fragen zu vertiefen. Die Teilnehmerinnen nahmen diese Chance umfassend und bis zur letzten Sekunde der Veranstaltung wahr.
Auch dieses Mal war es wieder eine rundum gelungene Veranstaltung. Unser Dank geht an die Mitgestalterinnen der Fakultät Geisteswissenschaften und dem UHH-Gleichstellungsteam! Wir freuen uns auf die Fortsetzung unseres gemeinsamen Formats in 2019!