Ein Gastbeitrag von Dr. Alena Wiegandt, ehemalige Pro Exzellenzia 4.0-Stipendiatin
„Während Frauen sich auf eine Stellenausschreibung erst bewerben, wenn sie nach eigener Überzeugung zu mindestens 80 bis 100 Prozent die formalen Voraussetzungen der Stellenausschreibung erfüllen, scheuen sich Männer nicht, auch Bewerbungen mit einer Übereinstimmung von 50 Prozent abzusenden – und das durchaus erfolgreich. Machen Sie das auch!“, so ermutigte Doris Cornils uns Teilnehmerinnen in dem Pro Exzellenzia-Workshop „Machtspiele durchschauen – mit mikropolitischer Kompetenz die Karriere gestalten“. Dieser Empfehlung leicht skeptisch gegenüberstehend habe ich eine Bewerbung auf eine Jobausschreibung abgesendet, deren Anforderungen ich nicht vollständig erfüllte. Die Firma und ihr Portfolio entsprachen aber genau meinen Wünschen: Forschung & Entwicklung in der medizinischen Diagnostik. Mit wenig Aussicht auf Bewerbungserfolg, wie ich dachte – denn man bewirbt sich doch erst, wenn man alle Anforderungen erfüllt?! -, bin ich nun seit einem Vierteljahr in diesem Unternehmen beschäftigt.
Mein Weg zu Pro Exzellenzia 4.0
Nach Abgabe meiner Doktorarbeit war für mich klar, dass ich unbedingt weiter mein Forschungsgebiet bearbeiten wollte. Aufgrund des ungünstigen Arbeitsmarktes etwas frustriert (keinerlei ausgeschriebene Stellen auf meinem Gebiet), lief ich eines Tages durch den Flur in unserem Institut und mein Doktorvater sprach mich an: „Ich habe gerade eine E-Mail mit einer Post-Doc-Ausschreibung von Pro Exzellenzia 4.0 erhalten! Haben Sie noch Lust, weiter hier zu arbeiten?“ – „Ja!“ Gesagt, getan. Hochmotiviert erstellte ich den Projektentwurf und bewarb mich. Dass ich von der Pro Exzellenzia 4.0 überzeugt war, wusste ich bereits aus meiner Teilnahme an Veranstaltungen, die ich während meiner Doktorarbeit besucht hatte. Einen Monat später hatte ich die Zusage für ein zweijähriges PostDoc-Stipendium!
Glücklich, dass ich mit meinem Post-Doc-Projekt direkt durchstarten konnte, begann ich mich auch mit der zweiten Säule des Pro Exzellenzia-Programms für Stipendiatinnen intensiv zu beschäftigen: der Teilnahme an Workshops und Vortragsreihen sowie am Coaching-Programm und den Stipendiatinnentreffen. Bei meiner ersten Vortragsveranstaltung im Warburg-Haus lauschte ich dem Vortrag einer der ersten Pro Exzellenzia-Stipendiatinnen Frau Dr. Regine Back, heutige Vorständin und Geschäftsführerin der Claussen-Simon-Stiftung in Hamburg. Sie erzählte von Tagen, an denen sie eigentlich gar keine Zeit und Lust verspürte, ihren Stift fallen zu lassen, um an einer Veranstaltung teilzunehmen, die dem allseits angepriesenen „Netzwerken“ galt. Rückblickend resümierte sie, war aber gerade die Teilnahme an dem Angebot von Pro Exzellenzia 4.0 ein Schlüssel zu ihrem beruflichen Erfolg, der sie bis zur Position der Vorstandsvorsitzenden führte. Heute kann auch ich behaupten, dass diese Veranstaltungen rund um Karriere- und Führungskompetenzen aus Genderperspektive, auch gerade, weil sie dem Networking dienlich waren, selten in meinen persönlichen Zeitplan zu passen schienen, mir aber in der Tat das entscheidende Werkzeug für eine erfolgreiche berufliche Entwicklung lieferten. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort habe ich Personen kennengelernt, deren Erfahrungen und Kontakte mir halfen, meinem Forschungsprojekt die entscheidende Wendung zu geben. Ich möchte daher künftigen Teilnehmerinnen am Pro Exzellenzia-Programm raten: Auch wenn draußen das Hamburger Schietwedder lauert und man unbedingt heute noch dies und jenes fertigstellen muss: Rafft euch auf und „netzwerkt“ – es lohnt sich!
Auch das Coaching-Programm und die Stipendiatinnen-Treffen haben nicht nur mir, sondern auch vielen anderen Stipendiatinnen wichtige Impulse gegeben. Da ich selbst als Mentorin MINT-interessierten Schülerinnen mit Rat zur Seite stehe, wusste ich bereits, wie wertvoll der Blick „von außen“ sein kann. Immer wieder kann ich feststellen, wie hilfreich es doch ist, ein Problem oder eine Situation mit fachfremden Frauen zu besprechen und dabei neue Blickwinkel einzunehmen. Ich kann jeder Frau nur raten, diese Chance regelmäßig wahrzunehmen und dadurch sicherlich die ein oder andere vorher unüberwindbar scheinende Hürde mit Leichtigkeit zu nehmen!
Der Weg in meine berufliche Gegenwart
„Einfach mal beworben“ habe ich mich, wie eingangs beschrieben, auf den Rat aus einem Pro Exzellenzia-Workshop hin. Während ich zwar nicht genau die ausgeschriebene Stelle antrat, lag meine Bewerbung zum richtigen Zeitpunkt auf dem Schreibtisch der richtigen Person, und nach einem weiteren Vorstellungsgespräch erhielt ich die Zusage zu meinem „Traumjob“: Als Wissenschaftlerin in der Diagnostik in einem forschungsorientierten Unternehmen nutze ich die Techniken, die ich seit Jahren passioniert anwende. Wäre ich nicht Pro Exzellenzia-Stipendiatin gewesen, hätte ich mich nie „einfach mal beworben“ und wäre beruflich sicher nicht so glücklich, wie ich es heute bin!
Ich danke allen am Pro Exzellenzia-Programm Beteiligten – den Macherinnen, Trainerinnen, Teilnehmerinnen und Stipendiatinnen sowie Vortragenden – vielmals! Ich bin mir sicher, dass auch in Zukunft noch viele weitere Stipendiatinnen so sehr von dieser tollen Unterstützung profitieren können, wie ich es konnte!