Tagungsbericht: Gleichstellung – Karriere – Leben

Tagungsbericht: Gleichstellung – Karriere – Leben

Am 20. November 2025 stand unser Veranstaltungshighlight im Herbst an: Im wunderschönen Lichthof der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg fand die Tagung „Gleichstellung – Karriere – Leben: Wo stehen wir?” in Kooperation mit der Transferagentur/Career Center der Universität Hamburg statt. Ermöglicht durch die Gelder des Gleichstellungspreises, den das Career Center 2019 erhielt, lag einen Tag lang der Fokus auf dem aktuellen Status quo von Gleichstellung im Arbeits- und Privatleben wie auch der Gesellschaft. Durch den Tag führte unsere großartige, aufmerksame und fachkundige Moderatorin Dîlan Sina Balhan.

Bereits in der Keynote von Dr. Ruth Abramowski (SOCIUM. Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik der Universität Bremen/Forschungslab „Violence, Age, and Gender“) wurden tiefgreifende strukturelle Ungleichheiten sichtbar: Gerade der Gender-Pension-Gap von 43% (im Jahr 2023) verdeutlicht eindrücklich und erschreckend die Auswirkungen von durchschnittlich geringeren Verdiensten und höheren Teilzeitquoten bei Frauen. Und: Nur knapp jede dritte Führungskraft (29,1 %) war 2024 weiblich und dieser Anteil hat sich seit 2012 kaum verändert.

Die über den Tag verteilten Sessions boten vielfältige Einblicke in unterschiedliche gleichstellungspolitische Defizite wie auch Handlungsmöglichkeiten. Beatrice Karolin Hilck und Mohammed Ali Ponten (beide Startup Port, Hamburg Innovation GmbH) eröffneten gemeinsam mit Britta Kloust (Co-Founderin von lu:bici) eine spannende Perspektive auf geschlechtsspezifischen Herausforderungen für Gründer:innen. Sarah Clasen (Bundesstiftung Gleichstellung) stellte feministische Führungskultur als ein innovatives Konzept für Organisationen vor, die Geschlechtergerechtigkeit als Leitbild verfolgen. Prof. Dr. Vera Tröger (Universität Hamburg) bot mit ihrem Vergleich von strukturellen Bedingungen im britischen und deutschen Hochschulsystem Ansatzpunkte, um Gleichstellung in der Wissenschaft zu verbessern. In der Session von Martin Speer (HERR & SPEER GmbH) diskutierten die Teilnehmenden über Male Allyship und wie Männer u. a. durch den Perspektivwechsel zur Verwirklichung von Gleichstellung beitragen können. Anna-Lena Glesinski (Career Center Technische Universität Hamburg) bot Einblicke in Chancen und Hürden bei Karrierewegen internationaler hochqualifizierter Frauen. Erfahrungsträgerinnen berichteten, wie diese genau aussehen können.

Ein besonderes Highlight am Mittag stellte die Lesung von Alexandra Zykonov aus ihrem Bestseller „Was wollt Ihr denn noch alles?“ dar. Auf humorvoll-kritische Weise beleuchtete sie weit verbreitete Ungleichheiten, wie den „Thomas-Effekt“, infolgedessen Führungskräfte bevorzugt Personen einstellen, die ihnen selbst ähnlich sind.

Alle inhaltlichen Beiträge der Tagung und insbesondere die vielen individuellen von Teilnehmenden geschilderten Probleme zeigten eindrücklich, wie groß der Handlungsbedarf ist. Gleichstellung im Beruf, im Privaten und in der Gesellschaft zu verwirklichen ist und bleibt eine komplexe Herausforderung. Die Tagung hat jedoch insbesondere gezeigt, wie inspirierend und ermutigend es ist, sich noch mehr Wissen über Missstände anzueignen, gemeinsam über Ungleichheiten zu diskutieren und sich Verbündete zu suchen.

Fotos: Lena-Sophie Fettweis

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Das Projekt Pro Exzellenzia lead wird von der Europäischen Union und von der Freien und Hansestadt Hamburg (FHH) finanziert. Die Förderlaufzeit von Pro Exzellenzia lead ist vom 01.01.2025 bis 31.12.2028. Projektträger ist Hamburg Innovation GmbH.
Europäischer Sozialfonds
Stadt Hamburg