Pro Exzellenzia Newsletter 4/2017

Liebe/r Leser*in,

das Jahr 2017 neigt sich schon dem Ende zu. Wir haben das Gefühl, es ging sehr schnell vorbei. Vermutlich erscheint es uns so, weil wir so viel erlebt und auf den Weg gebracht haben.

Zu einer der Neuerungen, die wir 2017 ins Leben gerufen haben, zählt die Qualifizierung für Migrantinnen. Die Teilnehmerinnen der ersten Runde stellen wir Ihnen in Kurzporträts vor.

Im Frühjahr 2018 startet unser neues Qualifizierungsangebot mit Workshop-Themen, die zukunftsweisend für den Wandel von Führung in der Arbeitswelt sind. Leadership 4.0, Empathie als neues Führungstool, Arbeit und Leben 4.0, interkulturelle Kompetenz, um nur einige zu nennen. Lesen Sie mehr dazu und sichern Sie sich einen der heißbegehrten Plätze!

Mit „Digitalisierung in aller Munde“ – Ada Lovelace, Pionierin der Informatik, zu Ehren!“ schließen wir unsere Serie „Role Models: Frauen ermutigen Frauen“ ab. Aber wenn etwas zu Ende geht, kommt auch etwas Neues. Wir läuten mit dieser Newsletter-Ausgabe die Serie „Schon gelesen?“ ein. Schauen Sie selbst, was sich dahinter verbirgt und nehmen Sie an unserem neuen Gewinnspiel teil!

Genießen Sie die Weihnachtstage und kommen Sie gut in das neue Jahr!

Das wünschen Ihnen von Herzen,
Doris Cornils & Anne-Kathrin Guder

WAS WIR ERLEBT HABEN

Pro Exzellenzia meets MIN: Den eigenen Weg finden und Professorin werden. Der Weg zur Professur kann sehr unterschiedlich aussehen. Die W3-Professur an einer Universität steht unter anderen Vorzeichen als eine §17-, oder eine FH-Professur. Von ihren ganz persönlichen Pfaden zur Professur erzählten die geladenen Professorinnen – Karrieretipps inklusive!

Professorin Ingrid Schirmer bekleidet eine W3-Professur im Bereich Informatik an der UHH. Sie betonte, dass die Faszination am Fach für sie eine bedeutsame Rolle spielte und bis heute spielt. Um in den fachbezogenen Communities sichtbar zu sein, sind Networking- und Selbstdarstellungskompetenzen von großer Relevanz. Denn der Weg in die Professur wird durch Austausch, Kontakte und Sichtbarkeit innerhalb der Fach-Communities geebnet. Den eigenen Fähigkeiten zu vertrauen, ist das A und O!

Dem schloss sich Professorin Iris Bruchhaus vom Bernhard-Nocht-Institut an. Ihr Weg in die sog. §17-Professur war ebenfalls aus einem Mix von Begeisterung für das eigene Fachgebiet, einer hohen Leistungsbereitschaft, auch und gerade durch Publikationen in relevanten Journals, sowie einer guten Einbindung in die Communities geprägt.

Professorin Julia Kehr, W3-Professorin im Fachbereich Biologie an der UHH, hob hervor, dass sie durch die Haltung „offen zu sein für neue Wege“ über verschiedene Karrierepfade im In- und Ausland zur Professur in Hamburg kam. Zudem gälte es, sich bewusst zu sein, dass frau oftmals die einzige Frau unter Männern ist. Auch sie betonte die elementare Bedeutung von einer positiven Selbstdarstellung der eigenen Leistung und von Networking.

Professorin Silke Lautner, aus dem Fachbereich Holzwirtschaft, hat eine Fachhochschulprofessur inne; ein Karriereweg in die Professur, der vielen promovierten Frauen noch nicht genug bekannt ist, aber an Attraktivität zunehmend gewinnt.[1] Die ehemalige Pro Exzellenzia-Stipendiatin hat diese Option im Laufe ihrer wissenschaftlichen Laufbahn entdeckt und sagt heute „die FH-Professur ist ein großartiges Ziel!“ Seine Ziele zu kennen und gleichzeitig mit Offenheit und Flexibilität zu agieren, zählen für sie zu einem hervorragenden Mix für den Weg in die Professur.

Nach den Einzelstatements der Professorinnen hatten die Gäste bei Fingerfood die Gelegenheit, ihre Fragen und Anliegen mit den Professorinnen persönlich zu besprechen. Zahlreiche Frauen äußerten sich begeistert über diese Möglichkeit und konnten viele wertvolle Tipps auf den Weg in die Professur mitnehmen.

Foto, Quelle: Maike Nicolai


[1] Lesen Sie dazu auch unseren Sondernewsletter „Karrierewege von promovierten Akademikerinnen“. Download unter: https://pro-exzellenzia.de/newsletter-anmeldung/

Zu Besuch bei der ZEIT. Unser Beiratsmitglied Dr. Uwe Jean Heuser lud am 28.11.2017 unsere Stipendiatinnen zu einem persönlichen Austausch in das Verlagshaus ein. Die Pro Exzellenzia-Stipendiatinnen erzählten von ihren Forschungsarbeiten und -vorhaben aus Krebsforschung, Gefahrenabwehr, Mobilfunk, Umwelttechnik und Mulitmedia-Performance. Welche geballte Kompetenz in Form von Wissen, Themen und gesellschaftlicher Relevanz dort zusammenkam, war beeindruckend. Gastgeber Dr. Uwe Jean Heuser führte in die Verlagswelt der ZEIT ein und gab einen tollen Einblick in die Struktur, Arbeitszeitmodelle, in die im Verlag relevanten und behandelten Genderthemen und in sein eigenes Engagement für die Chancengleichheit und vieles mehr.

Unser herzlicher Dank geht, auch im Namen unserer Stipendiatinnen, an Dr. Uwe Jean Heuser für die Einladung und den Austausch in persönlicher Atmosphäre.

Qualifizierung Pro Exzellenzia 4.0 goes online! Arbeit 4.0. Führung 4.0. Digitalisierung. Digital Leadership. Das sind die Stichworte, wenn über Führungsstile und -kompetenzen in der Arbeitswelt der Zukunft diskutiert wird. Konkret verlangt Leadership 4.0 nachfolgende Eigenschaften: Beziehungsorientiert und empathisch, emotional intelligent und agil, sinnstiftend und vernetzend. Kommen Frauen jetzt besser in Führung? Auf diese Fragen können Sie in dem WorkshopLeadership 4.0 – Frauen gehen in Führungin unserem Qualifizierungsprogramm 2018 Antworten finden. Eignen Sie sich in Herzstück der Führungskompetenz: Anerkennung, Wertschätzung und Dankbarkeit erhalten und gebenneue Leadership-Kompetenzen an und/oder widmen sich der Empathie – einem zukunftsweisenden Tool in der Führung. Aber Führung findet auch immer im Spannungsfeld von Zielen, Strukturen und Kulturenstatt, die es zu reflektieren gilt. Zudem ist es für Akademikerinnen von zentraler Bedeutung, sich mit den Besonderheiten von Führung in der Wissenschaft auseinanderzusetzen.

Ein weitere berufliche Perspektive, die für Akademikerinnen (vor allen Dingen für Geisteswissenschaftlerinnen) eine Karriereoption darstellt, ist der Schritt in die Selbstständigkeit. Deshalb haben wir Habe ich das Zeug zur Unternehmerin? neu im Programm aufgenommen. Der Workshop Als Künstlerin erfolgreich sein, will hingegen Künstlerinnen stärken, ihren Einfluss in der Kunst zu erhöhen. Teams werden diverser, kulturell vielfältiger und internationale Kooperationen nehmen zu. Interkulturelle Kommunikation zählt für Führungskräfte und Mitarbeitende zu einer zentralen Kompetenz in global agierenden Unternehmen und Netzwerken. In Teams kommt es aber auch immer wieder zu Konfliktsituationen, weshalb Konfliktmanagement ein wichtiges Tool darstellt. Und auch wenn die Hierarchien flacher werden, Machtspiele finden weiterhin statt. Wer sich aus Machtverstrickungen lösen, über mikropolitische Karrierekompetenz verfügt und sich damit in eine gute Position bringen kann, ist deshalb klar im Vorteil. Mikropolitische Strategien sind auch im Bewerbungsprozess von Vorteil. In Der erste Eindruck zählt! und auch in der Bewerbungsberatung steht der Bewerbungsprozess im Mittelpunkt. Im Brustton der Überzeugung zu sprechen, schlagfertig und gelassen zu kommunizieren und Besprechungen zu gestalten und effektiv zu leiten zählen in der Arbeitswelt 4.0 ebenfalls zu zentralen Karriere- und Führungskompetenzen. In einer Arbeitswelt, in der Orte und Zeiten immer flexibler werden, stellen wir uns die Frage, wie Vereinbarkeit in flexiblen Zeiten und ein gesunder Aufstieg gelingen kann.

Sichern Sie sich einen Platz in einem der interessanten Workshops. Anmeldung unter https://pro-exzellenzia.de/workshops-i-2018/ und https://pro-exzellenzia.de/workshops-ii-2018/

WAS WIR WOLLEN

Teilnehmerinnen der Qualifizierung für Migrantinnen porträtieren. Frauen sichtbar zu machen ist essenziell, wenn es um Führungspositionen geht. In unserer in diesem Jahr gestarteten Qualifizierung für Migrantinnen nahmen im ersten Durchlauf sechs Frauen teil. Was motivierte sie teilzunehmen? Und was nehmen Sie für sich mit? Lesen Sie selbst!

Zeynep Adanali hat einen türkischen Migrationshintergrund. Sie ist in Ankara geboren und wuchs in Deutschland auf. Derzeit promoviert sie im Fachbereich Stadt- und Regionalplanung, hat einen Lehrauftrag inne und leitet ein Studienprojekt an der HafenCity Universität Hamburg.
Nach ihrer Promotion strebt Zeynep Adanali eine Postdoc-Stelle an der Universität oder an einem außeruniversitären Forschungsinstitut an. Vor diesem Hintergrund nutzt sie die Qualifizierung für Migrantinnen, um sich frühzeitig auf diesen Karriereschritt vorzubereiten. Ich „wollte meine Qualifikationen und Fähigkeiten erweitern, damit ich im Wissenschaftssystem Fuß fassen kann.“

„Ich habe durch das Qualifizierungsprogramm, erstens erfahren was meine Stärken und Schwächen sind und wie ich sie noch weiter ausbauen und verfeinern kann. Außerdem welche Besonderheiten und positiven Eigenschaften ich bereits durch meinen Migrationshintergrund und meine Person mitbringe und wie ich sie einsetzen kann. Einer der wichtigsten Anregungen die ich für mich mitnehme ist, immer selbstbewusst zu sein und auf die eigenen Fähigkeiten zu vertrauen.“

Amina Malik kommt ursprünglich aus Pakistan. Sie arbeitete bis Ende 2016 als wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem Institut für Luft- und Raumfahrt. Ihr Forschungsschwerpunkt lag im Bereich des System-Engineerings für Verkehrsflugzeuge. Darüber hinaus war sie am Institut die Ansprechpartnerin für internationale Beziehungen. Zurzeit schreibt Amina Malik an ihrer Dissertation und verbessert ihre Deutschkenntnisse.

„Ich interessiere mich für dieses Programm, weil es mir helfen wird, mich für meine Karriere in Deutschland zu weiterentwickeln. Ich interessiere mich besonders für die Vernetzung mit ähnlichen Menschen, teilen ihre Erfahrungen, lernen aus ihren Geschichten und bauen ein Netzwerk für die Zukunft. Ich glaube, dass die Workshops meine Selbstdarstellung, interkulturelle Kompetenzen verbessern werden. Darüber hinaus wird es mir helfen, meinen neuen Job durch Verbesserung und Anpassungen in Bewerbungsunterlagen für deutsche Märkte zu finden. Außerhalb, diese Workshops und Networking werden mir weiterhelfen, meine Sprachkenntnisse zu verbessern.“

Irina Tebelius stammt aus der „rund 5.000 Kilometer entfernten Stadt Omsk in Russland“ – seit 14 Jahren ist sie Wahlhamburgerin. Derzeit schreibt sie an ihrer Masterarbeit an der Technischen Universität Hamburg über die Optimierung der Dampfversorgung am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

„Besonders die Möglichkeit an sich selbst zu arbeiten und persönlich zu wachsen hat mich zur Teilnahme an dem Qualifizierungsprogramm motiviert. Des Weiteren haben mich der interkulturelle Austausch und die Zusammenarbeit mit Frauen aus unterschiedlichen Ländern Europas und Asiens angesprochen.“

„Alle Tipps waren für mich sehr hilfreich. Als besonders wertvoll empfand ich die praktische Übung“ im Gruppencoaching mit „Frau Dr. H., wobei jede Teilnehmerin einen kurzen Impulsvortrag zu einem Thema halten sollte und währenddessen gefilmt wurde. Anschließend konnte ich meinen Vortragsstil aus der Sicht des Zuhörers bewerten. Dabei gab Frau Dr. H. wertvolle Verbesserungsvorschläge bezüglich der Rhetorik und der Haltung. Dank weiteren Übungen habe ich einfache Methoden kennengelernt, um meine Haltung, Atmung und Sprache kontrollieren zu können.“

Maja Momić ist in Bosnien und Herzegowina geboren und aufgewachsen. Sie studierte in Italien Architektur und lebt seit fast fünf Jahren in Hamburg. Hier promoviert sie im Fachbereich „Urban Design an der HafenCity Universität Hamburg zu einem Thema, das auch mit Migration zu tun hat, denn es handelt vom Wohnen von Geflüchteten in Hamburg.“

„Bereits im letzten Jahr durfte ich an dem Qualifizierungsprogramm von Pro Exzellenzia teilnehmen und dabei wertvolle Erfahrungen und Kompetenzen für zukünftige Karriereplanung und -gestaltung gewinnen. Das komplementäre Qualifizierungsprogramm für Migrantinnen sehe ich als eine Chance für Vertiefung der vorjährigen Erfahrung mit dem Schwerpunkt auf Umgang mit zusätzlichen Hindernissen aber auch Vorteilen, die frau als Migrantin auf dem Arbeitsmarkt begegnen.“

Zu den Inhalten und Anregungen, die Frau Momić in der neuen Qualifizierung als besonders wertvoll bewertet, zählen: „eigene interkulturelle Kompetenzen“ zu erkennen und zu nutzen sowie „souverän und selbstbewusst aufzutreten und trotzdem bei sich zu bleiben. Darüber hinaus profitiere ich sehr von dem Austausch mit anderen Teilnehmerinnen, indem wir Erfahrungen und Tipps teilen und uns gegenseitig stärken.“

ÜBER FRAUEN, DIE ENTSCHEIDEN MEHR ZU WOLLEN

Dr. Johanna Huchting mit Kurt-Hartwig-Siemers-Wissenschaftspreis geehrt. 
Die ehemalige Pro Exzellenzia-Stipendiatin Dr. Johanna Huchting wurde für ihre herausragenden Leistungen in der Chemie durch die Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung und die Edmund-Siemers-Stiftung am 27.11.2017 in der Handelskammer Hamburg mit dem Kurt-Hartwig-Siemers-Wissenschaftspreis ausgezeichnet. In einem feierlichen Festakt mit einem Grußwort der Zweiten Bürgermeisterin und Senatorin für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung Katharina Fegebank, erfolgte die Preisübergabe.

40 Forscher*innen erhielten seit 1970 diese Auszeichnung, die für einen Großteil in eine erfolgreiche Wissenschaftskarriere mündete. Geehrt werden Wissenschaftler*innen der Universität Hamburg, die herausragende wissenschaftliche Leistungen erbracht haben, die über ihre Dissertation hinausgehen.

In diesem Jahr erhält Dr. Johanna Huchting den mit 30.000 Euro dotierten Preis für ihre großartige wissenschaftliche Leistung in der Grundlagenforschung im Bereich Medizinische Chemie. Die Forschungsarbeit von Dr. Johanna Huchting beschäftigt sich mit der Weiterentwicklung eines Wirkstoffs gegen Virusinfektionen, der als T-705 oder favipiravir bekannt ist. Dieser Stoff muss an seinem Wirkort innerhalb der Zelle zunächst verstoffwechselt werden, um seine Wirkung entfalten zu können. Aus diesem Grund ist das Medikament in der Anwendung außerordentlich ineffizient. Mit dem Ziel, direkt den aktiven Wirkstoff in die Zellen einzuschleusen, um so die Wirksamkeit drastisch zu erhöhen, begann Dr. Johanna Huchting ihr DFG-gefördertes Forschungsprojekt. Sie entdeckte eine unerwartete Fragilität in der wirksamen Form des Stoffes und konnte die Gründe für das Zerbrechen des Wirkstoffes in wässriger Lösung identifizieren. Mit Ihren Untersuchungen wirft Dr. Johanna Huchting nicht nur die Frage auf, ob T-705 wirklich auf dem angenommenen Weg seine antivirale Wirksamkeit entfaltet, sondern sie konnte auch die Stabilität eines nur geringfügig veränderten, immer noch wirksamen Moleküls nachweisen. Dieses hat sie bereits mit chemischen Synthesen weiter verändert um ihrem anfänglichen Ziel näher zu kommen: den aktiven Wirkstoff direkt am Wirkort innerhalb der Zellen freizusetzen. Hieran will sie nun molekularbiologische Untersuchungen anschließen, um die Entwicklung eines effizienten Wirkstoffs gegen lebensbedrohliche Infektionskrankheiten voranzutreiben.

Uns freut diese Auszeichnung besonders. Frau Dr. Johanna Huchting wurde im Rahmen ihrer Dissertation durch ein Pro Exzellenzia-Stipendium gefördert und profitierte von unserem Qualifizierungsprogramm. „Pro Exzellenzia hat mich nicht nur finanziell am Anfang meiner Zeit als Promotionsstudentin unterstützt“, so Johanna Huchting. „Ich hatte die Möglichkeit meine außerfachlichen Kompetenzen in vielfältigen Workshops und Trainings kennenzulernen und auszubauen – davon profitiere ich nun und fühle mich darin bestärkt, in meiner Karriere als Wissenschaftlerin mutig voranzuschreiten.“

Noch einmal, liebe Frau Dr. Huchting, unseren herzlichen Glückwunsch!!! Alles Gute, viele weitere Forschungserfolge und last but not least viel Spaß bei Ihrer Arbeit!

Foto, Quelle: Johanna Huchting

Digitalisierung in aller Mund – Ada Lovelace, Pionierin der Informatik, zu Ehren! 
Mit diesem Porträt schließen wir unsere Serie „Role Models: Frauen ermutigen Frauen“ ab.
Ada Lovelace (1815-1852) war die erste Programmiererin – und zwar 100 Jahre VOR Erfindung des Computers! Sie war eine Visionärin. Auf Ada Lovelace ist die Erkenntnis zurückzuführen, dass Mathematik als Symbolsprache genutzt werden kann. Lovelace wandte Techniken an, die bis in die gegenwärtige Grundstruktur von Computerprogrammen reicht. Deshalb wurde Ende der 1970er Jahre eine Computersprache der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika nach Ada Lovelace – ADA – benannt.

In wohlhabenden Kreisen aufgewachsen und verkehrend, wurde sie im Freundeskreis der Familie mit Charles Babbage, einem Mathematik-Professor der Universität Cambridge, bekannt gemacht. Er stellte eine analytische Maschine vor, die er als Rechenmaschine auffasste. Ganz anders Ada Lovelace. Sie erkannte das Potenzial der Maschine für die Informationsverarbeitung und nutzte sie zur Berechnung von Bernoulli-Zahlen (eine Folge von Summanten) in Form einzelner Schritte. Mit dieser Idee der rechnerischen Schleifen (einem Set wiederverwendbarer Befehle) legte sie die Grundlagen für die Informatik.

Da sie als Frau in der viktorianischen Zeit weder Zugang zu Schulen, Universitäten oder Bibliotheken hatte, war es ihr nicht möglich zu publizieren. Deshalb verwendete sie für ihre Schriften über die Entwicklung der Software für den ersten Prototypcomputer das Kürzel AAL. Von 1842 bis 1843 übersetzte sie für Charles Babbage Notizen und verfasste daraus ein drei Mal so umfassendes Addendum (einen Kommentar zum Original). Mit Babbage, der die Hardware entwickelte, stand sie in einem engen wissenschaftlichen Austausch.

Ihr Ehemann, der ebenfalls der Mathematik zugewandt war und den sie mit 19 Jahren heiratete, wurde Mitglied der Royal Society, um für Ada Lovelace wissenschaftliche Schriften abzuschreiben und ihr damit den Zugang zu Wissen eröffnete.

Wie so viele Frauen in dieser Zeit, kam Ada Lovelace zu ihren Lebzeiten nicht zu Ruhm und Ehren.  Innerhalb von nur vier Jahren bekam Lovelace drei Kinder. Sie verstarb im jungen Alter von 36 Jahren an Krebs. Erst in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden ihre Notate neu entdeckt.

WAS WIR SPANNEND FINDEN

Schon gelesen? SHECONOMY: Warum die Zukunft der Arbeitswelt weiblich ist. Unser Buchtipp! 
Die Arbeitswelt wandelt sich und mit ihr die Macht- und Geschlechterverhältnisse. Das ist die Stunde der Frauen, so die zentrale Aussage der Soziologin Christiane Funken, in ihrem 2016 veröffentlichten Buch SHECONOMY.

Doch inwiefern könn(t)en Frauen von den Anforderungen in der neuen Arbeitswelt, die zunehmend auf Wissensarbeit basiert, profitieren? Zunächst einmal den Begriff der Wissensarbeit aufgreifend: „Nicht das in der Ausbildung und durch Berufserfahrung erlernte und erworbene Fachwissen zählt heute am meisten, sondern die Fähigkeit, mit diesem Wissen umzugehen, es kreativ, flexibel und lösungsorientiert einzusetzen und auf diese Weise neues Wissen zu generieren“ (Funken 2016: 20).

Die Anforderungen an die Wissensarbeiter*innen besteht darin individuelle Lösungen in interdisziplinären Teams zu entwickeln, die sich an dem jeweiligen (Dienstleistungs-)Auftrag orientieren. Das bedeutet, Wissen entsteht immer in Kooperationen, in Kommunikationsprozessen mit anderen, weshalb zu den Kernanforderungen an die Arbeitenden zählt: „Sie sollen Netzwerke bilden und pflegen, teamfähig sein und sich permanent auf wechselnde Arbeitsumfelder und Themenbereiche einstellen“ (ebd.: 21).

Wer könne dies sozialisationsbedingt besser als Frauen?! „An vielen Baustellen gleichzeitig arbeiten, hohem Stress ausgesetzt sein, empathisch und sachlich kommunizieren, kritisch hinterfragen, in Teams arbeiten, sich selbst organisieren, mit potenziell Unplanbarem umgehen, flexibel den Tag managen – all dies sind Dinge, die Frauen immer schon, zumal als Mütter, gelebt haben. […] Frauen sind bereits bestens für die Anforderungen der neuen Arbeitswelt gerüstet“ (ebd.: 31).

So stellt sich die Frage: Was steht Frauen (noch) im Wege, diese Fähigkeiten gewinnbringend für ihre berufliche Karriere einzusetzen und die Arbeitswelt von Morgen entscheidend mitzugestalten? Hierauf gibt Christiane Funken mehrere Antworten: Dazu zählen die männlich geprägten Unternehmensstrukturen und -kulturen, die sich als erstaunlich veränderungsresistent erweisen. Aber dazu zählen auch die Frauen selbst, die dazu aufgefordert sind, sich mit den Wandlungsprozessen und machtvollen Mythen auseinanderzusetzen, ihre Soft Skills als Stärken zu leben sowie mutig und unbeirrt diese Übergangsphase mitzugestalten. Denn noch ist die Arbeitswelt von einer „Parallelität der Strukturen“ geprägt. Auf der einen Seite befinden sich die Unternehmen im Wandel, hin zu flexiblen Strukturen der Wissensökonomie. Auf der anderen bleiben alte „fest etablierte Verhaltensregeln und Handlungsmuster“ erhalten. Kontrolle statt Selbstbestimmung. Hierarchie statt Netzwerk. Hierbei handelt es sich um Strukturen, die historisch bedingt auf Spielregeln beruhen, die einer männlichen Sozialisation entsprechen.

Frauen, so ist sich Funken sicher, „wollen sich selbst als Führungspersönlichkeit einbringen und den Wandel der Arbeitswelt mitgestalten. Die gute Nachricht lautet: Jetzt haben sie die Möglichkeit dazu, sie müssen sie aber auch ergreifen“ (ebd.: 38). Frauen sollten „den Wandel nicht verpassen und das Feld nicht ihren männlichen Kollegen überlassen“ […]. Sie sollten Mut haben und stärker an sich glauben. Auch das, was sie über ihre Erziehung mitbekommen haben, sollten sie viel mehr als Marktwert erkennen und strategischer einsetzen“ („Die Zukunft der Arbeit ist weiblich“ in Libertine Magazin Online v. 6.11.2017).

Und hier setzt Funken an, indem sie Kapitel für Kapitel für Aufklärung sorgt, Machtstrukturen und Mythen aufdeckt und Frauen dazu ermutigt, strategisch vorzugehen. „Individuell performen!“ (Kapitel 3), „Netzwerken!“ (Kapitel 4), „Karriere wollen!“ (Kapitel 6) und „Macht wagen!“ (Kapitel 7) zählen dazu. Funken erfindet damit das Rad nicht neu, denn all diese Themen sind seit Jahren als erfolgreiche Karrierestrategien und -kompetenzen aus Forschung und Coaching bekannt. Aber wie die Autorin argumentiert, strukturiert und es in den Kontext des Wandels der Arbeitswelt, der Macht- und Geschlechterverhältnisse stellt und Frauen dazu ermutigt, diese (historische) Chance zu nutzen, ist absolut lesenswert.

Reflektieren, Genderwissen aneignen, Machtstrukturen hinterfragen, die eigenen Fähigkeiten erkennen, sich und anderen wertschätzend begegnen, strategisch und mutig den eigenen Weg gehen, an sich selbst und die eigenen Stärken glauben – Funkens Argumentation spiegelt in ihren Grundzügen und -aussagen die Ansätze unserer Arbeit von Pro Exzellenzia wider.

Ob als Weihnachtsgeschenk oder -wunsch: Wir empfehlen die Lektüre von „SHECONOMY. Warum die Zukunft der Arbeitswelt weiblich ist“!

Sie haben die Chance, ein Exemplar zu gewinnen!
 Schreiben Sie uns Ihren persönlichen Satz bzw. Slogan, der Sie als Frau auf ihrem Weg begleitet und Ihnen Mut macht! Wir verlosen unter allen Einsendungen, die bis zum 14.12.2017 um 12:00 Uhr bei uns eingegangen sind, eine Gewinnerin. Bitte senden Sie eine E-Mail an pro-exzellenzia@hamburg-innovation.de. Viel Glück!

Das Projekt Pro Exzellenzia plus wird von der Europäischen Union und von der Freien und Hansestadt Hamburg (FHH) finanziert. Die Förderlaufzeit von Pro Exzellenzia plus ist vom 01.04.2021 bis 31.12.2024. Projektträger ist Hamburg Innovation GmbH.
Europäischer Sozialfonds
Stadt Hamburg