Elternschaft als Arbeit.

Die Hamburger Wissenschaftlerin Wibke Derboven (TUHH) nimmt in ihrem, im transcript-Verlag 2019 erschienenen Buch „Elternschaft als Arbeit“ eine gesellschaftlich zentrale, aber bislang wenig erforschte Perspektive ein, indem sie fragt: Was leisten Eltern Tag für Tag?!

In ihrer Studie widmet sie sich „einem tieferen Verständnis von Arbeit von Eltern“, dass sie begrifflich in „familiale Care-Arbeit für Kinder“ (11) fasst. Unter Arbeit, nicht, wie weit verbreitet, ausschließlich Erwerbsarbeit zu verstehen, sondern auch die alltägliche Arbeit im Haushalt sowie die Sorgearbeit für Kinder, geht auf den erweiterten Arbeitsbegriff der Frauen- und Geschlechterforschung zurück. Diese unbezahlte Arbeit ist wenig sichtbar, wird – wie der Begriff schon sagt – nicht entlohnt, ist aber für den Erhalt und die Fortführung unserer Gesellschaft unabdingbar.

Mit ihrer innovativen Studie beantwortet Wibke Derboven Kapitelweise viele interessante Fragen. Was machen Eltern?, Was belastet sie?, Welche Ressourcen bringen sie mit?, Wann ist sich um die Kinder zu kümmern für Eltern Arbeit und wann Nicht-Arbeit? und viele mehr.

Auf die letzten beiden Fragen möchte ich gerne etwas vertiefend eingehen. Dass Elternschaft eine Herausforderung darstellt und nicht nur aus Freude und beglückender Erfahrungen besteht, ist uns in unserem Alltagsverständnis und vielleicht aufgrund eigener Erfahrungen vertraut und bekannt. Den Blick hingegen auf die Kompetenzen zu richten, auf die Eltern in ihrer Care-Arbeit für Kinder zurückgreifen, ist aus vielerlei Gründen eine innovative Perspektive. Sie verdeutlicht welche Vielfalt von Kompetenzen erforderlich sind, um Kinder auf ihren Weg ins Erwachsenwerden zu begleiten. Wibke Derboven identifiziert hierfür die folgenden Kompetenzbereiche: Beziehungs- und Erziehungs- und Organisationskompetenzen, Emotionskontrolle sowie persönliche Stabilität. Der Blick auf die Ressourcen, die Eltern mitbringen oder sich aneignen, zeigt, dass Eltern teils höhere Anforderungen zu meistern haben als Führungskräfte in oberen Hierarchieebenen.

Besonders interessant ist auch die Frage „Wann ist es (für die Eltern) Arbeit und wann Nicht-Arbeit?“. Bereits Arlie R. Hochschild hat 2006 mit „Keine Zeit: Wenn die Firma zum Zuhause wird und zu Hause nur Arbeit wartet“, den Widerspruch von Eltern zwischen Arbeit und Nicht-Arbeit in den Blick genommen. Wibke Derboven geht, nach meiner Lesart, einer anderen Spur nach, indem sie die subjektiven Deutungen der Eltern genauer untersucht. „Die Ursachen, warum Eltern Tätigkeiten als Arbeit oder als Nicht-Arbeit erleben, können dabei auf sehr verschiedenen Ebenen liegen: Die Tätigkeit selbst, die eigene Verfassung oder der Grad an Gemeinschaft können den Unterschied ausmachen“ (S. 100). Konkret bedeutet das: „…je mehr mentale Kraft Eltern zur Verfügung haben, und je mehr Gemeinschaft aktive Eltern mit ihren Kindern erleben, desto weniger werden die Tätigkeiten für und mit Kindern subjektiv als Arbeit wahrgenommen“ (ebd.).

Im zweiten Ergebnisteil stellt die Soziologin, die sie durch ihre wissenschaftliche Studie identifizierten Care-Typen von Eltern, die 1. Gemeinschaftsgestalter*in, 2. Manager*in und 3. Tagesbezwinger*innen, vor und zeichnet nach auf welche Ressourcen, Handlungsstrategien etc. die jeweiligen Gruppen in ihrem Alltag zurückgreifen.

Dieses Buch ist eine absolute Leseempfehlung und stellt meines Erachtens eine Bereicherung für die Diskussion über Arbeit und Nicht-Arbeit dar!

Deshalb freue ich mich besonders, dass Wibke Derboven bei unserem „New Work Barcamp 2020 – Generationsübergreifend die Zukunft der Arbeit gestalten!“ am 04.09.2020 dabei und mit ihrer Expertise bereichern wird: https://pro-exzellenzia.de/event/new-work-barcamp-2020-generationsuebergreifend-die-zukunft-der-arbeit-gestalten/.

UND ich freue mich, dass Wibke uns ein handsigniertes Exemplar für die Verlosung zur Verfügung gestellt hat.

Verlosung von „Elternschaft als Arbeit“:
Gewinnen Sie dieses tolle Buch! Bitte senden Sie an pro-exzellenzia@hamburginnovation.de eine E-Mail mit dem Betreff „Elternschaft“ und Ihrer Postanschrift. Einsendeschluss ist der 31.03.2020.

Das Projekt Pro Exzellenzia plus wird von der Europäischen Union und von der Freien und Hansestadt Hamburg (FHH) finanziert. Die Förderlaufzeit von Pro Exzellenzia plus ist vom 01.04.2021 bis 31.12.2024. Projektträger ist Hamburg Innovation GmbH.
Europäischer Sozialfonds
Stadt Hamburg